Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e. V. – ZAS · ZfL · ZMO

Vortragssaal – MittelhofVortragssaal – Mittelhof

Die Beschäftigten der GWZ arbeiten an zwei geschichtsträchtigen Orten, dem vormaligen Verlagshaus Rudolf Mosse in Berlin-Mitte und dem Mittelhof in Berlin Nikolassee.

Die GWZ im Berliner Zeitungsviertel

Das Gebäude, in dem die GWZ seit Dezember 2006 ihr Übergangsquartier gefunden haben, ließ einer der erfolgreichsten deutschen Verleger, Rudolf Mosse (1843–1920), in den Jahren von 1901 bis 1903 an der Kreuzung von Jerusalemer Straße und Schützenstraße in Berlin als sein Verlagshaus nach Plänen des Architektenbüros Cremer & Wolffenstein errichten und 1911/12 erweitern.

Das Verlagsgebäude wurde zweimal schwer beschädigt – während des Spartakusaufstandes im Januar 1919 und kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs im Februar 1945:

Nach der Beschädigung während der Novemberrevolution wurde Ende 1921 der Architekt Erich Mendelsohn (1887–1953) mit der Rekonstruktion beauftragt. Gemeinsam mit dem Architekten Richard Neutra (1892–1970), zuständig für die zeichnerische Detailarbeit sowie die Betreuung der Bauarbeiten, und dem Bildhauer Paul Rudolf Henning (1886–1986), zuständig für die keramischen Arbeiten, legte Erich Mendelsohn 1922 einen Entwurf vor, der den Sandsteinbau des Architektenbüros Cremer & Wolffenstein an seinen Flügeln Schützenstraße und Jerusalemer Straße um zwei und die Gebäudeecke mit Portal um drei Stockwerke erhöhte.

Nach der Zerstörung während des Zweiten Weltkriegs wurde das Verlagshaus nach Kriegsende 1945 sehr reduziert, in den Mendel-sohnschen Strukturen kaum noch erkennbar, wieder aufgebaut – architektonisch überlebte nur ein Torso.

Mit dem Fall der Berliner Mauer 1989 rückte das Verlagshaus wieder in die allen zugängliche Mitte Berlins. In den Jahren von 1993 bis 1995 erfolgte die Rekonstruktion mit Um- und Neubau des Gebäudes durch die Architekturbüros Fissler und Partner, Berlin, Bernd H. Kemper, Hannover, Dieter W. Schneider, Berlin, und den Urenkel des Verlegers Rudolf Mosse, Hans G. Strauch, Bosten, unter der Gesamtleitung von Peter Kolb, Stuttgart.

Literatur

Der Mittelhof in Berlin-Nikolassee

Der nach Plänen von Hermann Muthesius von 1914 bis 1918 erbaute Mit­telhof an der Rehwiese in Berlin-Nikolassee (1914 Beginn der Bauarbei­ten, 1915 Rohbauabnahme, 1918 Gebrausabnahme) gehört heute als Bau- und Garten­denkmal zu den über 150 unter Schutz stehen­den Vil­len- und Landhausgär­ten Berlins und verkörpert auf nahezu einzig­artige Weise das Wohnideal des fort­schrittli­chen Großbürgertums vor dem Ers­ten Welt­krieg – die Anlage »wurde in den ers­ten Kriegsjah­ren wesentlich noch unter Friedensbedingun­gen gebaut« (Hermann Muthesius: Landhäu­ser, Berlin 1922, S. 78.) – und kommt unter den von Hermann Muthesius geschaffenen Landhäus­ern den eng­li­schen Vorbil­dern in der Qualität ihrer Gestal­tung am nächs­ten. Es gibt weder in Berlin noch sonst im Werk von Hermann Muthesius ein zweites Haus die­ser Art. Das beziehungs­rei­che Spannungs­gefüge von Haus und Gar­ten, von Architektur und Land­schafts­raum macht den Mit­telhof zu einem angenehmen Ort – zu einem locus amoe­nus.

Die Landhaus­anlage wurde den Geistes­wis­senschaftli­chen Zentren vom Land Berlin im Mai 1997 zur Nutzung überlas­sen. Nach umfang­rei­chen Renovierungs­arbei­ten am Baudenkmal konnte das Zentrum Moderner Orient im Oktober 1997 einzie­hen.

Literatur
Von der Jägerstraße­ zum Gendarmen­markt. Eine Kulturgeschichte aus der Berliner Friedrichstadt
Von der Jägerstraße­ zum Gendarmen­markt. Titelabbildung.

Herausgegeben von Wolfgang Kreher und Ulrike Vedder
Gebr. Mann Verlag, Berlin
231 Seiten, 137 Abbildungen, 29,90 €
ISBN 978-3-7861-2553-2 © 2007

Die Jäger­straße in Berlin-Mitte, die vor 300 Jah­ren – im Jahr 1706 – ihren Namen erhal­ten hat, ist vol­ler kulturhis­tori­scher Spu­ren und Erinnerun­gen, vol­ler architektoni­scher und städtebau­li­cher Verände­run­gen, an denen sich politi­sche, soziale, wirt­schaftli­che und kulturelle Umbrüche able­sen las­sen. Dass in den Jahren von 1996 bis 2006 die Geistes­wis­senschaftli­chen Zentren Berlin in der Jäger­straße 10/11 und Tauben­straße 46 ihren Sitz haben, war Anlaß, dieser kur­zen Geschichte einer For­schungs­in­sti­tution die lange Geschichte ihres Ortes hinzuzufügen. Und so ent­hält der Band Von der Jäger­straße zum Gendarmen­markt Eine Kulturge­schichte aus der Berli­ner Fried­rich­stadt eine Fülle von Bei­trägen, die von der Jäger­straße durch diverse Pracht- und Neben­straßen bis zum Gendarmen­markt füh­ren und dabei viele his­tori­sche, lite­r­ari­sche und kulturge­schichtli­che Ent­deckun­gen machen.


Der Mittelhof von Hermann Muthesius in Berlin-Nikolassee. Ein Bau- und Gartendenkmal im Wandel der Zeiten
Der Mittelhof von Hermann Muthesius in Berlin-Nikolassee. Titelabbildung.

Herausgegeben von Wolfgang Kreher
Lukas Verlag, Berlin
80 Seiten, 82 Abbildungen, 12,90 €
ISBN 3-936872-56-2 © 2005

Der nach Plänen von Hermann Muthesius erbaute, dem englischen Landhausstil verpflichtete Mittelhof an der Rehwiese in Berlin-Nikolassee gilt als eines der bedeutendsten Bau- und Gartendenkmale Berlins und gehört zu den über 150 unter Schutz stehenden Villen- und Landhausgärten der Stadt. Um das Garten­denkmal davor zu bewahren, durch schleichende Gestalt­verluste in die Bedeutungs­losig­keit abzu­sinken, wurde Ende 2003 mit dessen Wieder­her­stellung begonnen. Der vor­liegende Band dokumen­tiert diese Arbeiten. Die Autoren führen durch Haus und Garten, werfen intensive Blicke auf deren Geschichte und lassen uns teil­haben an dem Aben­teuer der Wieder­herstellung und Instand­haltung eines einzig­artigen baulichen und gärtnerischen Ensembles.


Der Mittelhof – Denkmalpflegerisches Handlungskonzept zur Gartenanlage Kirchweg 33 in Berlin-Nikolasee
Der Mittelhof – Denkmalpflegerisches Handlungskonzept zur Gartenanlage Kirchweg 33 in Berlin-Nikolasee

Mathias Hopp und Wolfgang Kreher
GWZ Berlin
47 Seiten, 67 Abbildungen
© 2005

Ist ein Garten als Denkmal eingestuft, wie der Mittelhof in Berlin-Nikolas­see, so muss das Haltbare konserviert und restauriert werden, Vergäng­liches ersetzt und das Wachsende und sich Wandelnde im Sinne des ursprüng­lichen Raum­bildes gesteuert werden. Die alten Pläne sind gründ­lich zu studieren, um die künstlerischen Zusammen­hänge erkennen und umsetzen zu können. Es gilt, immer wieder die alte Planung und Aus­führung auf das sorg­fältigste abzu­prüfen und sich durch ein mög­lichst lücken­loses dokumentarisches Netz ein Bild von der tat­säch­lichen Anlage zu ver­schaffen. Soll also ein Garten­kunst­werk fort­bestehen, ein Garten­denkmal erhalten bleiben, so muss die Arbeit der hand­werklich und tech­nisch gebildeten prak­tischen Gärt­ner und der in der Theorie und wissen­schaft­lichen Arbeit geschulten Garten­ingenieure integraler Bestand­teil des Gartens sein. Das kann in einer Zeit des Sparens nicht deutlich genug gesagt werden, um zu ver­hindern, dass die Garten­denk­mäler »von allen guten Geistern« – den prakt­ischen und theo­retischen Gärt­nern – verlassen werden.¹

Aus der Erkennt­nis dieser Gefahr und der Hoff­nung, ihr durch Ein­sicht zu wehren, macht das hier vor­liegende denk­mal­pflegerische Hand­lungs­konzept das Garten­denkmal Mittelhof zum Thema.

(¹ Vgl. Ein­leitung von Michael Seiler zur Ver­öffent­lichung »Preußisch Grün. Hof­gärtner in Branden­burg-Preußen«, Berlin 2004, S. 15–17. Vgl. zudem Wiegand, Heinz und Klaus von Krosigk: Berliner Natur­schön­heiten, Berlin 1985, S. 53.)